Von 7. bis 10. Juli 2023 fanden die jährlichen PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche in Alpbach statt. Mona Dür war eingeladen sich mit anderen renommierten Expert:innen über wichtige Themen der Gesundheitsversorgung auszutauschen sowie praktische Lösungsansätze zu diskutieren und diese zu griffigen Handlungsempfehlungen und Forderungen an die Gesundheitspolitik und Entscheidungsträger:innen im Gesundheitssystem zu formulieren – ganz im Sinne des PRAEVENIRE Mottos: Nachdenken – Umsetzen – Jetzt!

v.l.n.r.: Christoph Powondra, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin & PVE Böheimkirchen, Manfred Brunner, Gesundheit und Pflege Arbeiterkammer Vorarlberg & Mona Dür, Duervation ©Eberharter

Digital Austria Act

Der Digital Austria Act ist eine umfassende Strategie zur Digitalisierung durch die österreichische Bundesregierung und markiert einen bedeutsamen Schritt in Richtung Modernisierung. Unter den vorgestellten 117 Maßnahmen und 36 Digitalisierungsgrundsätzen befinden sich vier spezielle Initiativen für den Gesundheitssektor. Besonders die Digitalisierung der elektronischen Gesundheitskarte (ELGA), die datenschutzkonforme Zusammenführung und Auswertung von Gesundheitsdaten sowie die Zulassung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs) sind entscheidend für eine zukunftsfähige digitale Gesundheitsversorgung. 

Dabei sollte der Digital Austria Act nicht als abgeschlossenes Projekt betrachtet werden, sondern als laufender Prozess, der kontinuierliche Überprüfung und Anpassung erfordert. Neben der Umsetzung der angekündigten Maßnahmen ist eine fundierte und nachhaltige Finanzierung entscheidend für eine langfristigen Erfolgswandel im österreichischen Gesundheitssystem.

Integrierte Versorgung durch Digitalisierung

Trotz einer Vielzahl laufender Initiativen bleibt die Behandlung chronischer Krankheiten eine konstante Herausforderung. Das Lipidmanagement, das für die Behandlung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entscheidend ist, rückt in diesem Zusammenhang zunehmend in den Fokus.

Modelle wie das „HerzMobil Tirol“ oder der „Gesundheitsdialog Diabetes“ der BVAEB (Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau) sind Beispiele für bereits funktionierende, integrierte Versorgungsmodelle, die sich insbesondere auf die Behandlung chronischer Krankheiten konzentrieren. Solche Modelle könnten auch in anderen Bereichen Anwendung finden und damit zu einer verbesserten Patient:innenversorgung beitragen. Die elektronische Gesundheitsakte ELGA bietet sich als zentrale Datenplattform für eine verbesserte Koordination und Informationsweitergabe zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleister:innen an.

Patient Summary

Die Patientenkurzakte, auch bekannt als „Patient Summary“ oder „Notfalldatensatz“, ist ein essenzielles Instrument in der modernen Gesundheitsversorgung, das einen Überblick über wichtige Gesundheitsinformationen von Patient:innen gibt. Trotz des anerkannten Wertes dieses Dokuments stellt seine Erstellung in der Praxis oft eine Herausforderung dar. 

Angesichts des bevorstehenden Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS) besteht in Österreich ein dringender Bedarf, ein umfassendes Projekt zur Einführung und Verwaltung der Patientenkurzakte zu initiieren. Zentral ist dabei die Erstellung und Speicherung, die Haftungsfragen sowie die Finanzierung der Patient Summary zu klären. Künstliche Intelligenz ist der entscheidende Faktor bei der Frage einer automatisierten Erstellung. Denn KI-Technologien könnten dabei helfen, relevante Informationen aus den vorhandenen Patient:innendaten zu extrahieren und automatisch in eine übersichtliche Patient:innenkurzakte zu überführen. Dies würde nicht nur die Arbeit des medizinischen Fachpersonals erleichtern, sondern auch dazu beitragen, die Qualität und Effizienz der Patientinnenversorgung zu verbessern. 

Digitaler Gesundheitsführerschein

Die Digitalisierung durchdringt nahezu alle Bereiche unseres Lebens und beruflichen Alltags, so auch das Gesundheitswesen. Vor diesem Hintergrund sind entsprechende digitale Kompetenzen bei Bürger:innen, Patient:innen, Ärzt:innen sowie dem Gesundheitspersonal ein Conditio sine qua non. Doch wo stehen wir aktuell bei der digitalen Alphabetisierung unserer Gesellschaft und speziell im Gesundheitswesen?

Ein stark befürwortetes Konzept ist die Idee, digitale Bildung stärker in Schulen zu integrieren. Die Erweiterung der Lehrpläne um Module zur digitalen Kompetenz für Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren könnte eine fundierte Basis für den Umgang mit digitalen Technologien bilden. Neben technischen Fähigkeiten sollten hier auch Aspekte wie Datenschutz und ethischer Umgang mit Daten berücksichtigt werden. 
Die Schulung von Ärzt:innen sowie des Gesundheitspersonals sollte sich nicht nur auf die Anwendung beschränken, sondern zusätzlich auf Verständnis digitaler Technologien und Daten ausgeweitet werden. E-Learning-Angebote, spezielle Fortbildungen sowie der Einsatz von Gesundheits-Apps und digitalen Gesundheitsanwendungen in der Ausbildung als auch in der Fortbildung wären hier ein zentraler Schlüsselfaktor.
Weiters sollte die Patient:innenkompetenz nicht vergessen werden. Denn bei der digitalen Gesundheitskompetenz geht es nicht nur darum, digitale Angebote nutzen zu können, sondern auch die Fähigkeit zu besitzen diese Angebote kritisch zu bewerten und sicher anzuwenden. Entsprechende Informations- und Bildungsangebote für Patient:innen sollten hierfür zur Verfügung gestellt werden.

(Praevenire, 2023)